Arganbaum und Arganöl
Der Arganbaum und die Herstellung des Arganöls – Naturerbe, Lebensgrundlage und nachhaltige Nutzung
Der Arganbaum (Argania spinosa) ist weit mehr als ein eindrucksvoller Baum im Südwesten Marokkos: Er ist Herzstück eines einzigartigen Ökosystems, Ursprung des weltweit einzigartigen Arganöls und Symbol für nachhaltige Entwicklung und weibliche Selbstbestimmung.
Diese Ausarbeitung beleuchtet die ökologische, kulturelle und wissenschaftliche Bedeutung des Arganbaums sowie der Arganeraie, die von der UNESCO als Biosphärenreservat anerkannt ist.
Sie stellt die traditionsreiche Herstellung von Arganöl durch Frauenkooperativen vor und zeigt, wie moderne Forschung und lokale Projekte zum Erhalt dieser wertvollen Ressource beitragen.
Erfahren Sie, wie aus der Frucht eines der ältesten Bäume ein nachhaltiger Wirtschafts- und Lebensraum für Millionen von Menschen wird – und warum der Arganbaum heute als globales Vorbild für den intelligenten Umgang mit natürlichen Ressourcen gilt.
Inhaltsverzeichnis
1. Was ist der Arganbaum (auch „Arganie“ genannt) – lt. Argania spinosa?
Der Arganbaum (von den Berbern auch liebevoll „Baum des Lebens“ genannt) ist eine uralte, endemische Baumart, die nur noch im Südwesten Marokkos vorkommt. Er ist historisch einmalig auf der Welt und zählt mit seinen rund 25 Millionen Jahren zu den ältesten Bäumen der Erde.
„Der Arganbaum ist das Rückgrat unserer Region. Ohne ihn gäbe es kein Leben hier.“
– Fatima El Mouden, Leiterin einer Frauenkooperative
Als Teil des UNESCO-Biosphärenreservats Arganeraie nimmt der Baum eine zentrale Rolle in der lokalen Ökologie, Kultur und Wirtschaft ein. Er kann bis zu 400 Jahre alt werden und ist extrem widerstandsfähig gegen Trockenheit, Hitze und nährstoffarme Böden. Seine bis zu 30 Meter tiefen Wurzeln schützen den Boden vor Erosion und helfen, das empfindliche Gleichgewicht des Ökosystems zu bewahren.
Im Schatten des Arganbaums wachsen eine Vielzahl an nützlichen Pflanzen wie Getreide, Gräser, Thymian, Lavendel und Wildblüte.
Kein Privatbesitz an Arganbäumen
Die Arganbäume gehören dem Staat Marokko. Den in der Region lebenden Berberfamilien werden Bewirtschaftungs- und Nutzungsrechte eingeräumt. Arganbäume zu beschädigen oder für die Ernte der Arganfrüchte zu schütteln (wie Olivenbäume) ist untersagt.
2. Die Arganeraie – ein einzigartiges Ökosystem
Die Arganeraie erstreckt sich über ca. 800.000 Hektar im südwestlichen Marokko. Hier leben etwa 2,5 Millionen Menschen, viele davon in direkter Abhängigkeit vom Arganbaum. Die Region wurde 1998 von der UNESCO zum Biosphärenreservat erklärt – eine Anerkennung für ihren Beitrag zum Naturschutz, zur Biodiversität und zur nachhaltigen Entwicklung.
3. Tradition und kulturelle Bedeutung der Arganernte
Im Januar treiben neue Zweige und setzen neue hellgelbe Blüten an aus denen sich im Laufe der Monate die Arganfrüchte entwickeln. Haupterntezeit der Früchte ist zwischen Juli und September.
Die Ernte der Arganfrüchte erfolgt in traditioneller Handarbeit durch Berberfrauen. Die Früchte werden gesammelt und anschließend in der Sonne getrocknet.
Ziegen auf Arganbäumen – Mythos und Realität
Obwohl verboten, klettern Ziegen gerne auf Arganbäume (beliebtes Touristenfoto), um die leckeren Früchte und Blätter zu fressen. Gerne wird die Legende erzählt, dass Arganöl, hergestellt aus den ausgeschiedenen Kernen, besonders wirksam sein soll. Dieser Mythos hat sich bis heute erhalten, als beliebte Erzählung für Touristen.
4. Die Herstellung von Arganöl - traditionell „handgepresst“ oder „kaltgepresst“
Die zwei unterschiedliche Herstellungsweisen hatten bis vor wenigen Jahren noch große ökonomische Auswirkungen für die Berberfamilien.
4.1. Traditionelle Handpressung
Bei dieser althergebrachten handwerklichen Herstellungsweise werden von den Frauenkooperativen geerntete Früchte bzw. Arganmandeln von Hand mittels Steinmühlen (ohne Pressmaschinen) in Familienverbünden gepresst.
Das Aufbrechen der Arganöl-Kerne
Nach dem Trocknen der Früchte werden die Argankerne, deren Schalen rund 12-mal härter als eine Haselnuss sind, zwischen zwei Steinen sorgfältig aufgeschlagen und die zwei bis drei kleinen zarten Mandelkerne entnommen. Aus 30 kg Argankernen können lediglich 3 kg Arganmandeln entkernt werden.
Die traditionelle Pressung
Schließlich werden die Arganmandeln portionsweise in Steinmühlen gegeben und von Hand zu einer öligen, cremigen Paste gemahlen.
Die ölhaltige Paste wird unter Hinzugabe von kleinen Spritzern abgekochten Wassers wie ein Kuchenteig von Hand geknetet. Durch das nachhaltige Kneten löst sich nach ca. 20 Minuten das kostbare Arganöl langsam aus der Paste. Der übrig gebliebene Presskuchen hat noch einen Ölgehalt von rund 15 – 20 Prozent und dient als hochenergetisches Tierfutter.
Zwei Tage und 30 KG Früchte für 1 Liter handgepresstes Arganöl:
Pro Arganbaum kann man ca. 4 bis 6 kg Früchte ernten. Um einen Liter Arganöl herzustellen, werden ca. 30 kg Früchte, also die Ernte von ca. 5 bis 7 Bäumen benötigt. Zusammen mit der mühevollen Handpressung arbeiten die Berberfrauen fast zwei Tage, um einen Liter handgepresstes Arganöl herzustellen.
Handgepresstes Arganöl steht seit 2015 unter dem besonderen Schutz der UNESCO
Die UNESCO beschloss im Januar 2015 UNESCO den Arganbaum und die traditionelle Herstellung des Arganöls in die „Liste des dringend erhaltungsbedürftigen Immateriellen Kulturerbes“ (Lists of intangible cultural heritage and Register of best safeguarding practices) aufzunehmen.
4.2. Die moderne Kaltpressung
Heute besitzen die Frauenkooperativen kleine und große Schneckenpressen aus Edelstahl, die eine aufwendige Handpressung des Arganöls nicht mehr nötig machen. Mit der weltweit gestiegenen Nachfrage wurde die traditionelle Handpressung durch eine maschinelle, hygienische Kaltpressung abgelöst.
„Heute wird Arganöl in den Frauenkooperativen ausschließlich mit Edelstahlpressen mechanisch hergestellt. Kaltpressung erleichtert die schwere Handarbeit und erwirtschaftet einen höheren Ertrag. Die traditionelle Handpressung erfolgt nur noch für Touristen, wenn sie die Kooperativen auf ihren Rundreisen besuchen,“ beschreibt die AHK Deutschland/Marokko den Wechsel im Herstellungsverfahren der letzten Jahre.
5. Unterschied in der Qualität? Ist handgepresstes Arganöl qualitativ besser als kaltgepresstes Arganöl?
Der Arganöl-Pionier Argand’Or Cosmetic hat Arganöl der beiden Pressmethoden in den letzten Jahren mehrfach von unabhängigen Labors analysieren lassen. Die Analysewerte beider Produktionsverfahren zeigen keinen Unterschied. Inhalts- und Wirkstoffe der Öle sind identisch.
Arganöl ist allerding nicht gleich Arganöl!
Qualität Farbe und Geschmack von Arganöl können variieren. Sie sind abhängig von der geografischen Herkunft der Arganfrüchte (Atlasgebirge oder Wüste), von der sorgfältigen Auslese und der richtigen Lagerung der Kerne, so wie von einer hygienischen und schonenden Pressung.
In der Kosmetik werden allerdings Arganöle häufig auch desodoriert/raffiniert, um Unreinheiten und Fehlgerüche zu entfernen. Bei diesem Verfahren wird das Öl bis zu 230 Grad erhitzt (Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Desodorierung) was die wertvollen Vitamine und Inhaltsstoffe angreift und zum Teil zerstören kann. Der Einsatz desodorierter Öle muss in Deutschland nicht deklariert werden.
6. Wirtschaftliche und soziale Bedeutung des Arganöls für Frauenkooperativen
Frauenkooperativen sind das Rückgrat der Arganölproduktion. Durch Organisation in Genossenschaften erhalten Frauen Zugang zu Einkommen, Bildung, medizinischer Versorgung und gesellschaftlicher Anerkennung.
Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat in ihrer 2021 veröffentlichten Studie Studie „Wertschöpfungsketten zum Erhalt der biologischen Vielfalt“ deutlich gemacht, wie wichtig biodiversitätsfördernde Wertschöpfungsketten für eine zukunftsfähige Landwirtschaft und Ernährung sind.
Das „Argand’Or Projekt“ wird darin als ein gelungenes Beispiel hervorgehoben: Es verbindet den Schutz biologischer Vielfalt mit wirtschaftlicher Teilhabe – insbesondere für Frauen.
6.1. Das Argand’Or Projekt – Biodiversität fördern, Frauen stärken
Ein Vorzeigeprojekt für nachhaltige Wertschöpfung in der Arganeraie: Das Argand'Or Projekt unterstützte unter der Zielsetzung „Hilfe zur Selbsthilfe“ bereits 2008 diese Kooperativen mit Know-how, fairen Handelsbedingungen, Qualitätsmanagement und Infrastrukturaufbau.
Durch die enge Zusammenarbeit mit Frauenkooperativen in der Arganeraie zeigte Argand’Or, wie nachhaltige Nutzung von Naturressourcen in einer prekären Klimazone gelingen kann.
Die Kooperativen erzeugen hochwertiges Arganöl nach traditioneller Methode, wodurch nicht nur Einkommen generiert, sondern auch lokales Wissen und Biodiversität erhalten bleiben.
Die GIZ betont in ihrer Studie: „Die Arganöl-Wertschöpfungskette hat eine hohe Relevanz für die biologische Vielfalt im Südwesten Marokkos und unterstützt gleichzeitig soziale Entwicklung und Gleichstellung.“
Das Argand’Or Projekt, ein PPP-Projekt (Public-Privat-Partnership Project) in Kooperation mit der GIZ, übernimmt hier eine Vorreiterrolle durch:
- Fairen Handel und langfristige Abnahmeverträge mit Kooperativen
- Schulungen in Qualitätsmanagement, Lagerung, Hygiene, Nachhaltigkeit
- Unterstützung bei Bio-Zertifizierungen und Exportprozessen
„Die Verbindung von Biodiversitätsschutz und Frauenförderung ist ein Vorbild für andere Regionen weltweit.“ – GIZ-Studie 2021
Arganbäume und Arganöl sind somit nicht nur ökologische Stabilisatoren in der Region, sondern auch Wegbereiter für die soziale Emanzipation von Frauen in Marokko.
7. Forschung und wissenschaftliche Erkenntnisse rund um den Arganbaum
Internationale Forschungseinrichtungen wie die Ibn Zohr Universität in Agadir oder das CIRAD (Frankreich) beschäftigen sich intensiv mit dem Arganbaum. Studien untersuchen unter anderem:
- Die Widerstandskraft des Arganbaums gegenüber Klimawandel
- Die Inhaltsstoffe von Arganöl und deren Wirkung auf Zellschutz, Hautgesundheit und Stoffwechsel
- Biodiversität und nachhaltige Nutzung des Arganwaldes
Laut einer im "Journal of Ethnopharmacology" veröffentlichten Studie (Charrouf & Guillaume, 2008) besitzt Arganöl eine hohe antioxidative Kapazität und entzündungshemmende Wirkung. Weitere Forschungsarbeiten belegen die Wirksamkeit bei Hauterkrankungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden und metabolischem Syndrom.
„Arganöl gehört zu den wirksamsten natürlichen Antioxidantien, die wir bisher untersucht haben.“
– Prof. Dr. Zoubida Charrouf, Universität Rabat
Mehr zur gesundheitlichen Bedeutung von Arganöl und der besonderen Wirkung für Haut und Haare findest Du auf folgenden Seiten:
- Narbenheilung und Narbenpflege mit Arganöl von Argandor
- Warum sind Antioxidantien für die Haut so wichtig?
- 5 Haut-Tipps in den Wechseljahren mit Arganöl von Argand´Or Cosmetic
8. Bedrohungen, Herausforderungen und Schutzmaßnahmen
Trotz seiner Bedeutung ist der Arganbaum bedroht – durch Überweidung, Holzernte, Urbanisierung und Klimawandel. Schutzprogramme von Regierung und NGOs setzen auf Aufforstung, Umweltbildung und nachhaltige Nutzung.
Die Einbindung der lokalen Bevölkerung, insbesondere der Frauen, ist dabei entscheidend für den langfristigen Erhalt des Arganwaldes.
Fazit: Mehr als ein Baum
Der Arganbaum ist ein Symbol für nachhaltige Entwicklung, weibliche Selbstbestimmung und den intelligenten Umgang mit natürlichen Ressourcen.
Wer Arganöl kauft, sollte nicht nur auf den Preis achten, sondern auch auf zertifizierte und laboranalysierte Qualität, auf die Herkunft des Öls, auf die Herstellung und auf die Menschen dahinter – wie es z. B. ARGANDOR seit zwei Jahrzehnten vorlebt.
📚 Wissenschaftliche Quellen zur Arganöl-Forschung
-
Charrouf, Z., & Guillaume, D. (2008).
Argan oil: Occurrence, composition and impact on human health. Journal of Ethnopharmacology, 110(1), 1–8.
https://doi.org/10.1016/j.jep.2006.09.013 -
Ibn Zohr University. (n.d.).
Faculty of Sciences – Research on Argania spinosa and Arganeraie ecosystems.
Retrieved May 2, 2025, from https://www.uiz.ac.ma -
CIRAD – Agricultural Research for Development. (n.d.).
Argan tree research projects and sustainable agroforestry in Morocco.
Retrieved May 2, 2025, from https://www.cirad.fr -
UNESCO. (1998).
Biosphere Reserve – Arganeraie (Morocco).
Retrieved May 2, 2025, from https://www.unesco.org/en/biosphere/wnbr/arganeraie -
UNESCO. (2015).
Traditional practices associated with the Argan tree added to the List of Intangible Cultural Heritage in Need of Urgent Safeguarding.
Retrieved May 2, 2025, from https://ich.unesco.org/en/lists